Seite wählen

Manager Magazin, 22.04.2021 +++
Biontech-Investoren gehen getrennte Wege

Von Eva Müller

Biontech-Aufsichtsratschef Helmut Jeggle verlässt das Family-Office der Strüngmann-Brüder. Der profilierte Manager will als Investor eigene Wege gehen – aber weiter über den größten Schatz der Milliardäre wachen.

Helmut Jeggle (50) sowie Andreas und Thomas Strüngmann (71) haben ein paar Dinge richtig gemacht im Leben. Schon bei der Generikafirma Hexal arbeitete Jeggle für die Brüder. Als die beiden ihre Firma für 5,5 Milliarden Euro an Novartis verkauften und einen Geschäftsführer für ihr finanziell entsprechend ausgestattetes Family-Office Athos suchten, fanden sie: Helmut Jeggle. Gemeinsam investierten sie in Biotech, feierten erste Erfolge und zuletzt einen ganz großen: den Impfstoffhersteller Biontech mit einer Marktkapitalisierung von 28 Milliarden Euro. Thomas Strüngmann blickt auf Jeggle und sagt: „Bei uns macht eins und eins gemeinsam elf.“

Doch jetzt trennen sich die Wege des Teams. Jedenfalls ein bisschen.

Jeggle verlässt Athos Ende April. Seine Aufgabe bei Biontech, wo er als Aufsichtsratschef amtiert, fresse zu viel Zeit, sagt der Schwabe. „Seit der Vorbereitung des Börsengangs im Oktober 2019 war ich häufig im roten Bereich.“ Den weiteren Aufbau zum eigenständigen Pharmakonzern will er auf jeden Fall weiter begleiten. „Da ist es schwer, Athos zeitlich noch gerecht zu werden.“

Jeggle wacht also weiter über den größten Schatz der Strüngmanns, die gut die Hälfte der Anteile an Biontech halten. Weitere zehn Athos-Firmen, darunter Aicuris und 4SC, wird Jeggle zudem als Aufsichtsrat begleiten.

Gleichzeitig jedoch will Jeggle als Investor eigene Wege gehen. Mit seiner Beteiligungsgesellschaft Salvia kümmert er sich um „innovative Themen, die mich interessieren“. Etwa den Quantencomputer-Hersteller IQM.

Athos wird bei einzelnen dieser neuen Engagements mitziehen – so haben es die Gesellschafter mit Jeggle vereinbart. Gemeinsam seien sie bereit, „ganz Neues zu gestalten und dabei die Nerven zu bewahren“.

Auch die Strüngmann-Brüder wollen sich langsam aus Athos herausziehen – jedenfalls was die tägliche Arbeit angeht. Viele ältere Investitionen seien erfolgreich abgeschlossen, jetzt komme die Zeit für Neues: „Der Geist der nächsten Generation soll einziehen.“

Damit sind die sechs Kinder der beiden gemeint, zwischen 33 und 40 Jahre alt, mit eigenen Familien und neuen Interessen. So hätten sie, erzählt Thomas Strüngmann, in das Start-up Boxine investiert, das mit seiner Toniebox Hörspiele und Musik in die Kinderzimmer bringt, ganz digital.

Auch im Gesundheitsgeschäft sei die Digitalisierung ein „absolut faszinierendes Thema“. Gesundheit bleibe die DNA von Athos, doch die Jungen sollten auch ihre eigenen Felder beackern. Allerdings nur im Beirat und nicht in der Führung von Athos. Dafür wollen sie einen eigenen Geschäftsführer einstellen.

Die Suche nach einer neuen Person des Vertrauens ist gerade im Gange. Schon jetzt kann man sagen: Es wird nicht leicht, die Erfolge des alten Teams zu wiederholen.

Download PDF